Die Lichtwurzel

Der Anfang der Kultivierungen in Mitteleuropa

 

Im Oktober des Jahres 1924 traf sich Wolfgang Wachsmuth, der Bruder von Günther Wachsmuth auf Initiative von Johanna von Keyserlingk und Günther Wachsmuth mit Rudolf Steiner, um genauere Instruktionen über Standort, Beschreibung usw. der Pflanze entgegenzunehmen. (Siehe: [Bedeutung])

 

Später gelang es Wolfgang Wachsmuth, zwei Wurzelknollen der Dioscorea batata aus China zu holen, die im Versuchsgarten der Freien Hochschule für Geisteswissenschaften (Goetheanum) in Dornach/Schweiz eingepflanzt wurden. Bis Anfang der 30iger Jahre wurden in Dornach Anbauversuche mit der Pflanze unternommen. Doch trotz der hohen Erwartungen, die man in die Pflanze setzte, kam man mit der Kultivierung nicht voran. Später dann schoben sich wohl andere Aufgaben in den Vordergrund und zuletzt geriet die Dioscorea batata in Vergessenheit.

 

Mitte der 50iger Jahre erinnerte sich Adalbert von Keyserlingk an die chinesische Wurzelknolle, von der seine Mutter damals im Familienkreis erzählt hatte. Neuere Informationen besaß sie aber leider nicht. Sie wusste jedoch, dass sich seinerzeit Ehrenfried Pfeiffer der Pflanzen angenommen hatte. Adalbert von Keyserlingk entschloss sich, nach Dornach zu reisen. Der pflegende Gärtner führte den Herrn in den Garten, wo in einer verlassenen Ecke tatsächlich noch Pflanzen zu finden waren. (Die Dioscorea batata ist mehrjährig und dadurch, dass ihr Wurzelknollen in enorme Tiefen vordringen, auch frostbeständig.) Graf Keyserlingk grub sie aus und nahm sie an seinen damaligen Wohnort am Ammersee mit. Es wurde viel experimentiert. Ein Hauptproblem bei der Kultivierung der Pflanze war, dass der "unterirdische Teil", auf den Rudolf Steiner hingewiesen hatte, die weißlich gelbe knollenartige Rübe, den Drang besaß, sich in Tiefen von 1,5 m und mehr unter der Erdoberfläche auszubilden und die Rübe somit kaum "erntbar" war. Um diese als Nahrung zu verwertende rübenartige Wurzel am "Verschwinden" im tiefen Erdreich zu hindern, zog man z.B. dicke Nut und Feder-Eichenbohlen in den Boden, in der Hoffnung, die Pflanze dadurch am Tiefenwachstum hindern zu können. Aber sie zwängte ihre feinen Haarwurzeln durch jede noch so schmale Ritze, um dann doch in großer Tiefe die Wurzelknolle bilden zu können. Als Adalbert von Keyserlingk später nach Korsika ging, um seine Forschungen zu alter Mysterienstätten zu beginnen, nahm er Knollen der Dioscorea batata mit. Die Arbeit sollte auf jeden Fall weitergehen. Es wurden unter anderem große Pflanzgefäße aus Steingut ohne Abflusslöcher gefertigt, um in ihnen die Pflanzen "einzusperren". Doch in diesen Gefäßen verfaulten oder vertrockneten die Knollen, die sich mit aller Gewalt auf den Grund des Pflanzgefäßes pressten und zu "Flundern" verformten. Trotz aller Bemühungen war Keyserlingks Versuchen kein Erfolg beschieden. Das Tiefenwachstum schien untrennbar zum gesunden Gedeihen der Pflanze zu gehören.

 

In den 70iger Jahren drang die Geschichte der Kultivierungsversuche der Dioscorea batata in Europa und dessen zukunftsträchtige Aufgabe, als Neubeleber des immer mehr "austrocknenden" Bildekräfteleibes zu dienen, an das Ohr und in das Herz von Peter Ratzy, einem Saatgutzüchter und Gartenbaulehrer aus Wernstein in Oberfranken. Mit den Erfahrungen aus der Gärtnerei des Goetheanums sowie mit jenen von Graf Keyserlingk ausgestattet machte er sich, nunmehr als dritter Forscher, an die Arbeit. Trotz aller Erfahrungen und aller Begeisterung scheiterten jedoch auch seine Anbauversuche. Durch ihr enormes Tiefenwachstum entzog sich die Pflanze dem Gärtner, ließ ihm nur den schön rankenden überirdischen Teil mit seinen im Spätsommer aufgehenden zart nach Vanille duftenden Blüten und die an Blattabzweigungen wachsenden Brutknöllchen, mit denen die Pflanze vermehrt werden konnte. Doch auch mit der Vermehrung gab es Schwierigkeiten. Außerdem benötigte die Pflanze eine lange Vegetationsperiode, die ihr das hiesige Klima nicht bieten konnte. Die Zeit der Dioscorea batata in Europa schien einfach noch nicht "reif" zu sein.

 

Anfang der Neunziger Jahre erfuhr Ralf Rößner, Buchbindemeister, Schäfer und Gartenbaulehrer im Gespräch mit Adalbert von Keyserlingk von der Aufgabe der Dioscorea batata bzw. der Lichtwurzel und nahm den Impuls, diese Pflanze weiter mit Mitteleuropa und seinen Menschen zu verbinden, in sich auf. Nach einer längeren Suche nach noch vorhandenen Pflanzen und ersten mit schmerzhaften Rückschlägen verbundenen Anbauversuchen gelang es ihm, nach etwa siebenjähriger Forschung eine geeignete Anbaumethode zu finden. Zum besseren Verständnis des Pflanzenwesens wurden Reisen nach China unternommen. Und neben den von dort mitgebrachten Pflanzen erweiterten auch Pflanzen aus den USA, die auf von Ehrenfried Pfeiffer mitgenommene Pflanzen zurückgehen, sowie eine Pflanze aus Jamaika das in die Züchtungen eingebrachte Pflanzenspektrum. Interessanterweise wird die Dioscorea batata in Jamaika als besondere Pflanze verehrt.

 

In intensiver Verbindung mit der Pflanze zeigte sich Herrn Rößner, dass der Drang der Lichtwurzel, mit ihrem rübenartigen Wurzelteil tief in die Erde zu wachsen, gewandelt wird, wenn die Rübe in etwas Erde in einem hängenden oder auf einem Tisch stehenden Pflanzgefäß oberhalb des eigentlichen Erdbodens wachsen kann. In einer Entfernung von knapp einem Meter oberhalb der Erde bildet sich die Rübe in dem Gefäß annähernd direkt unter der Erdoberfläche aus, ohne sich an den Gefäßgrund zu drücken. Und merkwürdigerweise wächst die Rübe in Abhängigkeit von der Höhe, in der sich das Pflanzgefäß über dem Erdboden befindet, in reproduzierbar verschiedenartigen Formen: länglich, knollig rund oder wie einen inneren Hohlraum umhüllend.

 

Mittlerweile sind aus den zwei von Wolfgang Wachsmuth geholten und den hinzugekommenen Pflanzen zig-tausend geworden. In Gewächshäusern, Versuchsgärten und in der Landwirtschaft werden sie angebaut und umsorgt. Es wird an der Verarbeitung der Lichtwurzel zu Kosmetika und neuen Lebensmitteln geforscht. Es entsteht auch ein Labor zur Erforschung der Lebenskräfte in Verbindung mit der Lichtwurzel insbesondere sollen die Bedingungen für eine Zukunft tragende Ernährung erforscht werden.

 

 

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